Michael Rakow: Unsere Pferde - gesund durch Homöopathie. Arbeitsbuch für die Praxis. 4. erweiterte Auflage. Stuttgart: Sonntag-Verlag 2003 (erste Auflage 1996).

a) Quantitatives: Fotos, Preis-Leistung, Seitenzahl, Größe

Das Buch enthält kein Foto und keine Abbildung, auch keine farbigen Hervorhebungen o.ä.. Es ist schlicht layoutet, aber zur besseren Übersicht wurden Kästen verwendet. Ich persönlich finde das Fehlen von Bildern nicht sehr störend, da ich selbst sehr textorientiert bin; allerdings würden Bilder bei der Beschreibung der verschiedenen Hautveränderungen beispielsweise sehr weiterhelfen. Das Buch ist DIN A 5 groß und hat insgesamt 266 Seiten und kostet 34,95 Euro. Es ist gebunden, d.h. mit einem festen, glänzenden Einband versehen und läßt sich sehr gut aufschlagen.

b) Inhaltsverzeichnis

Das Inhaltsverzeichnis ist sehr gründlich und logisch strukturiert; es hat zehn Seiten, das kann ich erst nachreichen, wenn ich wieder eine Texterkennung habe... ;-)

Die Grobgliederung besteht aus folgenden Kapiteln:

I. Grundprinzipien homöopathischer Praxis

II. Therapie der Atemwegserkrankungen

III. Therapie der Krankheiten des Magen-Darm-Traktes

IV. Therapie der Krankheiten des Bewegungsapparates

V. Therapie der Erkrankungen der Haut

VI. Behandlung von Verletzungen

VII. Therapie bei Verhaltensstörungen

VIII. Homöopathische Geburtshilfe

IX. Anhang

c) Klappentext des Verlages

Mit Fragenkatalogen vom Symptom zur Arznei

Immer mehr Erkrankungen verlaufen auch bei unseren Tieren chronisch. Konventionelle Methoden bleiben oft erfolglos. Dies gilt speziell für das "Hochleistungstier" Pferd mit seinem hochgezüchteten Bewegungsapparat und seiner bekannten Anfälligkeit für Erkrankungen des Atem- und Verdauungstraktes.

Dieses Buch informiert über alle Möglichkeiten homöopathischer Therapie, ist Nachschlagewerk und Kompendium zugleich. Tierspezifische Symptome werden ausführlich, aktuell und auf dem niveau tierärztlicher Weiterbildungsseminare erstmals beschrieben. Fragenkataloge fassen vorweg zusammen und führen zu präzise zugeordneten Arzneimittelbildern. Praxis pur mit Pfiff.

Neu: Kapitel "Hautkrankheiten"

d) Schwerpunkte inhaltlich (z.B. homöopathische Ausrichtung, Adressaten des Buches)

Das Buch hat eine klassisch homöopathische Ausrichtung; dafür spricht sowohl die Verwendung von Einzelmitteln als auch der Einbezug der miasmatischen Konstitution des Pferdes (eine von Hahnemann vorgenommene Gruppierung von Krankheitstypen und Arzneimitteln, die die Grundidee/ Grundbewegung der Erkrankung beschreibt und mit der Vorgeschichte -- beispielsweise Familiengeschichte -- zu tun hat.). Allerdings behandelt der Autor in diesem Buch überwiegend mit D-Potenzen.

Wer ist Zielgruppe?

e) Stil, Besonderheiten

Der Stil des Buches ist sachlich und im Grundlagenkapitel gut erklärend. Die konkreten Behandlungskapitel bemühen sich um allgemein verständliche Sprache, sind dann aber leider doch immer wieder Medizinersprach-lastig (die Mediziner unter meinen Lesern mögen verzeihen, aber für den Laien ist es tödlich, wichtige Begriffe zu lesen, die dann erst im Wörterbuch nachgeschlagen werden müssen).

f) Zusammenfassende Bewertung

Das Buch ist sehr solide gemacht, ausführlich und gründlich.

Es kommen auch Mittel vor, die nicht zum engsten Kreis der immer wieder verschriebenen Mittel gehören, das spricht für die Sachkenntnis des Autors.

In diesem Sinne kann das Buch als zuverlässige Quelle aus dem Erfahrungsschatz eines versierten Praktikers angesehen werden; nichts in diesem Buch ist spekulativ oder unsauber oder enthält verallgemeinernde Aussagen (wie man sie ja immer wieder von schlecht ausgebildeten Heilpraktikern hört).

Die praktische Verwendbarkeit allerdings kann ich nicht in gleichem Maße loben.

Die Darstellung der Mittel erlaubt in vielen Fällen keine Zuordnung zu den vorher genannten Fragen an den Pferdebesitzer, an die Unterscheidung der vorkommenden Formen einer Erkrankung oder an den individuellen Pferdecharakter.

Beispielsweise schreibt der Autor auf Seite 16 unter "Zusammenfassung in der Anamnese":

"Bei schon länger bestehenden, chronischen Erkrankungen müssen außerdem alle Vorkrankheiten berücksichtigt werden. Das Pferd muß in seiner Konstitution (groß-klein, kräftig-schwach, ruhig-unruhig, aggressiv/ungeduldig-geduldig, nach Knochenbau und Gelenken), nach seinem Gesamtverhalten [...] und vielen Dingen mehr untersucht und die Besitzer intensivst befragt werden."

Nun würde ich diese Antworten gerne berücksichtigen und schaue beispielsweise unter dem Equinen Sarkoid nach, das meiner Kenntnis nach unter die chronischen Krankheiten gerechnet werden muß.

Es findet sich dort nach einer guten Beschreibung eine zusätzliche Einteilung in drei Typen: 1. Warzige oder verrucöse (muß ich wissen, was das heißt?) Form, 2. Flache Form, 3. Fibroplastische Form.

Unter der Überschrift Therapie werden nun zwei Mittel beschrieben: 1. BCG-Nosode, 2. Kalium jodatum.

Zu 1. erfolgt eine ausgesprochen spannende Beschreibung der Nosode und ihrer "Entdeckung", gefolgt von der Beschreibung der Symptome beim Pferd, die aber auf die vorherige Typeneinteilung keinen Bezug nimmt. Ebensowenig finden sich Hinweise zum Verhalten oder zur Konstitution des Pferdes; lediglich der Hinweis auf Gewichtsverluste als begleitende Beschwerden hilft im weitesten Sinne konstitutionell weiter.

Zu 2. ist keinerlei Hinweis auf die Konstitution oder das Verhalten enthalten -- wie auch die obige Typeneinteilung nicht wieder aufgenommen wird.

Diese Vorgehensweise ist meiner Meinung nach nicht sinnvoll -- sie wird denjenigen, der mit diesem Buch arbeiten will, an solchen Stellen unbefriedigt zurück lassen.

Bei vielen Krankheiten (insbesondere im Hautkapitel) sind lediglich zwei bis drei Mittel genannt -- wie soll man da die gerade gelernte Wichtigkeit genauer Unterscheidung umsetzen? Die Gefahr besteht, daß der homöopathische "Anfänger" glaubt, eines dieser wenigen Mittel müsse passen, und ein mögliches Scheitern der begrenzten Wirksamkeit der Homöopathie anlastet. Hier fehlt ein "Disclaimer" der Art, daß hier nur exemplarisch Mittel vorgestellt werden können, daß es aber durchaus noch einige andere gebe -- so wie er sich in dem Kapitel über Atemwegserkrankungen findet, und das, obwohl das Atemwegs-Kapitel viel umfangreicher, differenzierter und sogar individualisierter ist als das Haut-Kapitel.

Schade, man merkt genau, daß der Autor wirklich kompetent ist, aber es wäre besser gewesen, er hätte sich einem Thema, also nur Hauterkrankungen z.B., gewidmet. Dadurch hätte ein Symptombereich wesentlich umfassender bearbeitet werden können.

Dennoch bietet das Buch eine spannende Lektüre. An vielen Stellen werden auch überraschende oder nicht allgemein bekannte Zusammenhänge angesprochen. Ich hatte beim Lesen eine Arzneimittellehre (aus der Humanhomöopathie) zur Hand und habe bei vielen Mitteln neugierig den "Übersetzungsvorgang" zurückverfolgt, d.h. verglichen, in welcher Form die Symptombeschreibung beim Menschen Eingang gefunden hat in die Beschreibung der spezifischen Symptomatik des Pferdes.

Das Buch ist sicher gut geeignet, um zunächst eher skeptischen, aber aufgeschlossenen Veterinären anhand der Arzneibilder und Unterscheidungen einen guten Einblick in die Denk- und Arbeitsweise der Homöopathie beim Pferd zu geben. Sicher werden viele Leser inspiriert sein, vertiefend weiterzulesen. Das wäre schon ein großer Schritt in Richtung auf die befruchtende Zusammenarbeit der Disziplinen Schulmedizin und Homöopathie in der Tierheilkunde am Beispiel des Pferdes.
 


URL: www.wilde-pferde.de/rakow_pferdehomoeo.html; Stand: 23.04.2003;
Verantwortlich: Katinka Lutze & Thomas Klein: gata-Verlag --
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